Die bevorstehende Matura ist aktuell ein wichtiges Diskussionsthema mit vielen offenen Fragen.
Der SLEV hat hierzu eine Stellungnahme verfasst, die wir gestern dem Bildungsministerium und der Bildungsdirektion Salzburg übermittelt haben:


Stellungnahme des Salzburger Landeselternverbands (SLEV) zur Matura 2020

Die aktuelle Situation stellt viele Familien in Österreich vor große Herausforderungen. Für uns als Landesverband der Elternvereine an den AHS und BHS des Landes Salzburg steht auch in dieser für uns alle schwierigen Zeit das Wohl unserer Kinder und Jugendlichen an erster Stelle.

Vor dem Hintergrund der Maßnahmen gegen die Verbreitung des Covid-19-Virus entspricht der Schulalltag in Österreich derzeit nicht den gewohnten Standards. Dies wirft besonders für unsere Maturantinnen und Maturanten viele Fragen auf, da die standardisierte Reifeprüfung üblicherweise voraussetzt, dass auch die Vorbereitung für diese Prüfung den vereinbarten Standards genügt.

Die Situation an unseren Schulen deckt jedoch ein breites Spektrum ab:
An einigen Schulen werden die Aufgaben für das Online-Lernen koordiniert, um Ausgewogenheit hinsichtlich des Umfangs, der Qualität und der Fristen zu gewährleisten; an anderen Schulen scheint dies nicht möglich zu sein. Viele Schulen beschränken den Lernstoff auf die Wiederholung bereits bekannter Inhalte, während an anderen auch in der jetzigen Phase neue Themen vermittelt werden – und auch die elektronische Ausstattung unserer Schulen ist heterogen.

Unklar ist, wie sich unsere Jugendlichen auf ihre Sportmatura vorbereiten können, wenn sämtliche Trainingsanlagen geschlossen sind und Trainer bzw. Lehrpersonal nicht zur Verfügung stehen. Ebenso unklar ist die Notenfindung in den neuen Schulmodellen (NOST, MOST und NOVI). Nachhilfeunterricht ist zwar auch im Online-Modus möglich, fällt aber unter den erschwerten Bedingungen vielfach ebenso aus wie das Lernen in Lerngruppen.

Angesichts fehlender sozialer Kontakte (die nur teilweise online kompensiert werden) und einer drastisch veränderten Situation in den Familien stellt die aktuelle Lage auch über den veränderten schulischen Alltag hinaus eine Extremsituation für unsere Schülerinnen und Schüler dar. Wir haben Sorge, dass diejenigen, die sich ohnehin unter erschwerten Bedingungen auf die Matura vorbereiten, jetzt an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen. Nicht alle Eltern sind in der Lage, ihre Jugendlichen beim Online-Lernen zu unterstützen oder zu ihrer Motivation beizutragen, und viele Schülerinnen und Schüler sind in einer ohnehin von einem hohen Stressniveau geprägten Phase auf sich selbst gestellt. Statt sich auf die Matura vorzubereiten, müssen einige Jugendliche vielleicht Betreuungsaufgaben in ihrer Familie wahrnehmen.

Wir befürchten, dass sich die ohnehin bestehenden Ungleichheiten in der aktuellen Situation weiter verschärfen werden und sich die Bildungsschere weiter öffnet. Wir befürchten auch, dass es eine deutlich höhere Zahl an Härtefällen als in anderen Jahren geben wird – wegen eigener Krankheit, Quarantäne oder auch Trauerfällen in der Familie. Jugendliche, die bereits vorher soziale oder psychische Probleme hatten, sind in dieser Situation mit erheblich größeren Schwierigkeiten konfrontiert und auf den unbürokratischen Zugang zu psychologischer Unterstützung angewiesen.

Für unsere Maturantinnen und Maturanten ist es wichtig, die nächste Stufe ihrer Ausbildung ohne Zeitverlust beginnen zu können. Auch wenn nicht alle mit der Matura verbundenen offenen Fragen zum jetzigen Zeitpunkt beantwortet werden können, erwarten wir, dass über den verschobenen Maturatermin hinaus seitens des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) alle mit dieser Prüfung verbundenen Möglichkeiten diskutiert und innovative Lösungswege gesucht werden – einschließlich besonderer Regelungen für die zu erwartenden Härtefälle, wie z.B. zusätzliche Wiederholungsprüfungen. Angesichts der aktuellen Extremsituation erwarten wir flexible und pragmatische Lösungen, die allen Maturantinnen und Maturanten Fairness und Chancengleichheit zugestehen.

Mag. Oliver Schwinger, Salzburg, den 31. März 2020
Obmann

SLEV – Landesverband der Elternvereinigungen an höheren und mittleren Schulen im Bundesland Salzburg
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